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Selbsttranszendenz

Die Trotzmacht des Geistes

„Vernichtet der Tod nicht jeglichen Sinn? Keinesfalls. Die Menschen scheinen zu vergessen, dass das Vergangene nicht verloren ist, sondern ganz im Gegenteil, aufgehoben und vor der Vergänglichkeit bewahrt. Normalerweise schaut der Mensch nur auf das Stoppelfeld der Vergänglichkeit, und er übersieht die Kornspeicher der Vergangenheit, in denen ein für allemal lagert, was er erreicht hat – sei es durch schöpferische Akte, durch die Liebe oder durch das richtige Erleiden dessen, was er nicht verändern noch verhindern konnte.

Gewesen zu sein ist auch eine Art zu sein, und vielleicht die sicherste. Und alles, was jemand in seinem Leben vollbracht hat, kann aus dieser Sicht als ein Bergen – durch Verwirklichen! – von Möglichkeiten erscheinen. Gewiss, Zeit, die vergangen ist, lässt sich nicht zurückrufen; aber was in ihr geschehen ist, ist unangreifbar und unverletzlich geworden“. ( Frankl, Der Wille zum Sinn )

Indem der Mensch überhaupt zu fragen, zu suchen und nachzudenken vermag, sich sehnt nach einem Sinn seiner Existenz, erhebt er sich bereits in Würde über die Niederungen seiner Instinkte und richtet seinen Blick auf die Welt um sich und den Himmel über sich.

Das der Mensch überhaupt jenes „ethische Stadium“ erreicht und sich in Freiheit an Werten zu orientieren vermag, auf sie hin sein Leben ausrichtet und so mit Sinn zu erfüllen vermag, verdankt er eben dieser Fähigkeit zur Selbsttranszendenz.

Dieser Beitrag ist ein Auszug  aus der aktuellen Dokumentation der Begleitbroschüre zur Wander-Ausstellung vom Viktor Frankl Zentrum Wien, die auch im Schweizerischen Institut  ( ILE )  in Chur erhältlich ist.