Was ist Logotgerapie?
Immer schon versuchte der Mensch, seinem Leben eine Bedeutung zu geben, es existentiell zu vertiefen. Die Frustration dieses Bedürfnisses nach Existenz ist jedoch zum Symptom unserer Zeit geworden.
Das Leiden an Sinnlosigkeits- und Leeregefühlen = existentielles Vakuum erfasst bereits etwa ein Viertel der Bevölkerung der westlichen Industrienationen.
Für diese unsere Zeitkrankheit wurde von Viktor E. Frankl, Wien bereits in den 30er Jahren die Logotherapie entwickelt. Logos ist ein griechisches Wort, welches der Logotherapie den Namen gegeben hat.
Logos bedeutet auch das Wort und die Sprache, aber auch Geist und Sinn.
Die Logotherapie umfasst den ganzen Menschen und kommt überall dort zum Einsatz, wo Menschen im Ringen um den Sinn ihres Daseins eines Beistandes bedürfen.
Die Logotherapie geht von der Tatsache aus, der Mensch sei ein geistiges und sinn – zentriertes Wesen.
Die Spannweite ihres Einsatzes reicht von der Bewältigung einmaliger Krisensituationen wie Enttäuschungen, Belastungen, Verluste, schwere Krankheit, Fehlentscheidungen, Umgang mit Tod und Trauern über die längerfristige Begleitung von Psychosen und körperlichen Behinderungen wie Rehabilitation und Langzeittherapie bis zur spezifischen Therapie noogener Neurosen, die mit depressiven, ängstlichen oder aggressiven Symptomen einhergehen oder in maskierter Form manchen psychosomatischen Störungen und Süchten zugrunde liegen.
Bei den letztgenannten Störungsbildern ist es unerlässlich, mit Fachärzten zusammenzuarbeiten.
Logotherapie gründet auf dem Nachweis, dass menschliches Leben unter allen Umständen die Möglichkeit sinnvoller Gestaltung in sich trägt, durch die Erfüllung von:
- Erlebniswerten = andere Menschen, Tiere, Natur, Hobbys, Musik, Kunst ……
- Schöpferischen Werten = Kreativität, Handlungen , aktive Tätigkeiten …..
- Einstellungswerten = beziehen einer neuen Einstellung zu unabänderlichem Leid, auch eine eingeschliffene Meinung ändern zu können …
- Menschsein heisst in der Spannung stehen zwischen SEIN und SOLLEN
- der dem Leben zu Antworten, ja das Leben zu Verantworten hat. Darum ist jeder Mensch Einmalig und Einzigartig, ein Individuum.
- Zum Charakter des Menschen gehört seine ewige Unabgeschlossenheit und Sich-Selbst-Aufgegebenheit. Seine Wirklichkeit ist eine Möglichkeit und sein SEIN, ein Können. Ich handle nicht nur gemäss dem, was ich bin, sondern ich werde auch, wie ich handle. Ich bin nicht einfach so, ich kann auch anders, das unterscheidet uns wesentlich zum Tier.
- Wir müssen der Frage nach dem Sinn des Lebens eine kopernikanische Wendung geben. Das Leben selbst ist es, das dem Menschen Fragen stellt. Er hat nicht zu fragen, er ist vielmehr der vom Leben her Befragte,
Wissenswertes Gedankengut
Lebensweisheiten, Ethische Grundwerte und gelebte Vorbilder sind für zwischenmenschliche Kontakte und dem Zusammenleben äusserst wichtig. In der Fachliteratur sprechen wir von Persönlichkeitseigenschaften.
Somit ist jeder Mensch eine Persönlichkeit, altersunabhängig und meint damit die Würde des Menschen.
Einige Zeitzeugen und Persönlichkeiten vom Bodenseeraum und dem Kanton Thurgau:
- Graf Zeppelin mit dem Bau des Luftschiffes in Friedrichhafen
- Graf Bernadotte auf der Insel Mainau als Kinder- und Pflanzenliebhaber
- Napoleon III ( 1808 – 1873 ), Kaiser von Frankreich und einziger Ehrenbürger des Kantons Thurgau wohnte zeitweise im Schloss Arenenberg, Salenstein
- Johann Konrad Kern ( 1808 – 1888 ), Staatsmann und Begründer der Schweizer Diplomatie
- Alfred Huggenberger ( 1867 – 1960 ), Schriftsteller
- Helen Dahm ( 1878 – 1968 ), Kunstmalerin
- Hermann Müller-Thurgau ( 1850 – 1927 ), Pflanzenphysiologe und Rebforscher
- Alfred Saurer ( 1841 – 1920 ), Lastwagenpionier und Industrieller
- Adolf Dietrich (1877 – 1957 ), Kunstmaler
Diese Menschen bewegten wirklich die Welt. Sicher hatten sie auch Fehler und Schwächen, aber sie haben ihre geistigen und schöpferischen Fähigkeiten genutzt, um über Generationen hinaus, erfolgreich zu sein. Dank diesen geistigen Fähigkeiten unterscheidet sich der Mensch vom Tier. Er kann zu all seinem Tun, Ja oder Nein sagen, auch für Etwas oder Dagegen sein, sich grundsätzlich für mitmenschliches Verhalten entscheiden und zu verantworten. Unser Gewissen ist die geistige Kontrollinstanz, auf das wir öfters hören sollten.
Ich kann aber nur sinnvoll mit anderen Menschen arbeiten, wenn ich auch lebensbejahende Ziele habe, davon bin ich überzeugt. Wollen Sie mit mir auf Entdeckungsreise gehen? gemeinsam den Alltagsproblemen zu trotzen, andere Alternativen entdecken und ausprobieren?
Die menschliche Sprache ist für uns das realistische Ausdrucksmittel, für eine gegenseitige Verständigung, doch oftmals ist das vielen Menschen zu wenig bewusst.
Am Augenfälligsten wird uns das beim Schulanfang der Kinder.
Um diesem Grundbedürfnis gerecht zu werden, gibt es unterschiedliche Schultypen. Verantwortungsvolle Eltern sind für eine individuelle Förderung ihrer Kinder besorgt, damit sie für die schnelllebigen Veränderungen besser gerüstet sind. Aber auch hier gibt es keine allgemeingültige Garantie für einen Erfolg.
Das wiederum hat zur Folge, dass der lebensbejahende Mensch sich stndig weiterbilden muss. Macht er es nicht, kann es als Rckschritt oder Stillstand angesehen werden. Entscheident ist, wie jeder mit Rckschlgen und Hindernissen umgeht, auch sie gehren zu einem aktiven Leben, das wie kann man Lernen.
Frankl sagte einmal, wer etwas für sinnlos hält, leidet.
Da der Mensch existentiell auf Sinn ausgerichtet ist und das nicht erfülltes Sinnerleben zur Demotivierung und sogar zu psychischen und körperlichen Krankheiten führen kann, ist die gemeinsame Sinnsuche umso wichtiger. Frankl spricht auch von einem Uebersinn, an den es zu glauben gilt. Um kranken Menschen bei der Sinnsuche behilflich sein zu können, kann auch dieser Glaube an das göttlich-geistige im Menschen ein wesentlicher Genesungsfaktor sein.
Während meinen persönlichen Lebensjahren konnte ich viele lebensbejahende Menschen kennenlernen, die aus ihren Ideen, Idealen und Zielen vieles verwirklichen konnten. Das hat mir Mut und Kraft und Selbstvertrauen gegeben, um anderen Menschen auf der Suche nach ihren Lebenswerten zu helfen.
In der Fachsprache heisst das: ” Hilfe zur Selbsthilfe”.
Optimal können sich mitmenschliche Fähigkeiten aber nur dann entfalten, wenn eine freundliche, offene und ehrliche Umgebung angeboten wird. Ein neutraler logotherapeutisch geschulter Berater kann auch mit einem unverbindlichen Gedankenaustausch weiterhelfen. Bereits ein ehrliches Gespräch vermag unser Selbstwertgefühl und die Eigenverantwortung stärken. Eine Hauptfrage ist natürlich, wie weit ist ein Mensch bereit, an sich und seinem Verhalten freiwillig etwas zu verändern.
Das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich hat 36 Selbsthilfeübungen in einer kleinen Broschüre herausgegeben. Es sind alltägliche Vorschläge für Bewegung, Ernährung und Entspannung. www.gesundheitsfoerderung-zh.ch
Meine persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen bestätigen sich so oft, das in der Liebe zu einem Menschen, im Lachen und dem Humor, gemeinsames Spielen, Singen,Tanzen und Musizieren und Feiern ohne betäubende Substanzen, das Leben auf Dauer sinnvoller macht.
Diese Beispiele berühren offenbar die gleichen Belohnungszentren im Gehirn wie übermässiges Essen, Sex und Drogen. Sie erzeugen gesundheitszerstörende Zustände, die ganzheitliche Schäden verursachen, in geistigen, psychischen, körperlichen und sozialen Lebensbereichen.
Die Frage ist und bleibt, wollen wir selbstzerstörendes und menschenverachtendes Sozialverhalten fördern oder verhindern helfen?
In der Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten ist es garantiert leichter zu bewerkstelligen. “Helfen Sie mit”.
Weiterbildende Literatur
Gerhard Roth Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten, ISBN 978- 3-608-94706-9, warum es so schwer ist, sich und andere zu ändern, wer entscheidet, wenn ich entscheide? Bei Entscheidungen und Verhaltensänderungen haben die unbewussten Anteile unserer Persönlichkeit das erste und das letzte Wort, Verstand und Vernunft sind nur Berater. Der Autor erläutert, wie unsere Persönlichkeit im Gehirn entsteht und wie sie unsere Entscheidungen lenkt. Er zeigt, warum es schwer ist, uns selbst und andere zu ändern, und wie dies dennoch zu schaffen ist. ( aus Psychologie Heute )
Der Neurologe und Philosoph Gerhard Roth hat hier ein Buch geschrieben, das wichtige Erkenntnisse vermittelt, wie wenige Sachbücher es tun. ( Süddeutsche Zeitung )
Arun Gandhi Wut ist ein Geschenk . Das Vermächtnis meines Grossvaters Mahatma Gandhi. ISBN 978-3 8321 6470 6, Du Mont Buchverlag, Kln. Ein intimer Blick auf einen der wirklich Grossen des 20. Jahrhunderts ( Denis Scheck ). Mahatma Gandhis Friedenslehre hat die Welt verändert. Sein Enkel Arun zeigt, wie wichtig die Lektionen seines Grossvaters gerade heute für uns sind, in einer Zeit, in der Gewalt wieder allgegenwärtig ist und oft ratlos macht. Er führt uns vor Augen, dass wer Wut mit Wut, Vorwurf mit Vorwurf beantwortet, die Welt nicht verändern kann oder in Gandhis Worten: “Auge um Auge und die ganze Welt wird blind sein”.
Einige Beispiele aus unserem Alltag: Eine spontane Lage scheint oft der einfachste Weg zu sein, doch andere zu belügen heisst auch, sich selbst zu belügen. Man kann so viel mehr erreichen, wenn man die Wahrheit von Anfang an ins Gesicht schaut. ( Seite 92 ) Oft lügt man, wenn man enttäuscht darüber ist, dass man sein Leben nicht selbst bestimmen kann. Das erleben vor allem Kinder und Jugendliche, von denen erwartet wird, dass sie sich an das halten, was die Erwachsenen festgelegt haben. Es sind die Eltern, die ihren Kindern helfen können, Lügen zu vermeiden, wenn sie den kindlichen Wünschen mit Aufrichtigkeit und Respekt = Vorbild begegnen. ( Seite 93 ) Lügen höhlen das Selbstempfinden aus und zehren genau die Kraft auf, die man sich selbst damit vorgegaukelt hat. Möglicherweise beginnt man zu glauben, man könne nur erfolgreich sein, wenn man der Welt eine Fassade präsentiere. Irgendwann im Leben verstrickt sich fast jeder in eine Lüge, doch wenn man in seinem Selbstvertrauen arbeitet, kann man auf Dauer zur Wahrheit zurückkehren. ( Seite 94 ) Lügen entziehen uns unsere Lebenskraft. Und wer bei der Wahrheit bleibt, ist sehr viel überzeugender, weil er nicht versucht, etwas zu sein, was er nicht ist. Wir bewundern Menschen, die authentisch sind, die sich für eine Sache oder einen Standpunkt stark machen, an die oder an den sie auch wirklich glauben. ( Seite 98 )