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Philosophie der Existenz

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Frankls grosses Interesse an der Philosophie und an der Sinnfrage bezeugt bereits sein erster öffentlicher Vortrag, den er im Alter von 16 Jahren an der Volkshochschule in Wien hielt: „Über den Sinn des Lebens“  ( 1921 ). 

Seit dieser Zeit bewegte er sich immer an einer Schnittstelle zwischen Philosophie, Psychologie und Medizin, um jene ganzheitliche Sicht auf den Menschen nie mehr aus dem Blick zu verlieren, die für die Entwicklung seiner Logotherapie und Existenzanalyse als einer Psychotherapie vom Geistigen her von so zentraler Bedeutung wurde.

„Existenz  ist immer auch anders werden können“.

Die Scheune des Daseins

Das philosophische Vermächtnis Frankls ist das ungeheuer tröstliche und kraftvolle Gleichnis von einer Scheune, in die wir alles Geleistete, Erlebte und Erlittene unseres Daseins einbringen und für alle Ewigkeit in Sicherheit wissen können, betont vor allem die spezifische geistige, transzendierende – stellungnehmende – Dimension im Menschen. Damit deutet es zuletzt auf  jene Wahrheit der Transzendenz hin, die das Dasein jedes Einzelnen ins Leben ruft, trägt und in Ewigkeit erhält. Mit dem Tod eines lieben Menschen verliert man vieles, aber niemals die gemeinsam verbrachte Zeit.

„Im Vergangensein ist nämlich nichts unwiederbringlich verloren, vielmehr alles unverlierbar geborgen.“ ( Frankl )

Viktor Frankl entwickelte die 10 Thesen zur Person

These: Die Person ist ein Individuum

Sie  ist eine unteilbare Einheit, die auch nur als solche betrachtet und verstanden werden kann.

These: Die Person ist eine Ganzheit

Sie ist weder mit Anderem verschmelzbar noch geht sie in irgendeiner vermeintlich höheren Einheit auf ( Masse, Klasse, Volk, Gesellschaft ….)

These: Jede einzelne Person ist ein absolutes Novum

Sie ist einzigartig, einmalig, so nur als diese eine konkrete in der Welt.

These: Die Person ist geistig

Darin liegt ihre unverlierbare, unzerstörbare Würde, ihre selbsttranszendente, auf den Sinn gerichtete, werteverwirklichende Kraft.

These: Die Person ist existentiell

Sie ist potentiell frei zur eigenen Entscheidung in jedem Augenblick und so mitverantwortlich für die Gestaltung ihres Daseins.

These: Die Person ist ich-haft, nicht es-haft

Sie ist ihrem Wesen nach nicht von Trieben gesteuert, sondern lässt sich von geistig unbewussten und religiösen Impulsen leiten.

These: Die Person stiftet die leiblich-seelisch-geistige Einheit

Sie verbindet kraft der Selbstdistanz ihrer geistigen Dimension alle Elemente des Leiblichen und Seelischen zu einer Ganzheit und setzt sich mit ihnen auseinander.

These: Die Person ist dynamisch

Durch ihr Heraustreten ( existere ) aus dem Psychophysikum konstituiert sich die Person immer wieder neu in ihrer Geistigkeit und transzendiert sich selbst Richtung Über-Sinn.

These: Die menschliche Welt ist von einer uns unzugänglichen Welt überhöht

Wie das Tier die Welt des Menschen nicht zu begreifen vermag, kann der Mensch die jenseitige Welt allenfalls erahnen und ihr vertrauensvoll glaubend sich hingeben.

These: Die Person begreift sich erst von der Transzendenz  her

Im Sinnanruf der Transzendenz, den sie durch ihr Gewissen abzuhören vermag, empfängt sie im Grunde erst ihr Personsein, ihren unbedingten Sinn und ihre unverlierbare Würde.